Diaspora

Was bedeutet der Begriff "Diaspora"?

Er ist die Bezeichnung für ein Gebiet, in welchem die Mitglieder einer religiösen Gemeinschaft zerstreut und als religiöse Minderheit leben. Wir Evangelisch-Reformierten sind in der romanischsprachigen und traditionell geschlossen katholischen Cadi - "Casa dei" heisst Haus Gottes und ist die alte Bezeichnung für den Kreis Disentis, der die Gemeinden von Brigels bis Tujetsch umfasst - in der Diaspora.

Zu einer Minderheit zu gehören, erleben manche als beschwerlich, vielleicht sogar nachteilig. Sicher ist es mit grösserem Aufwand verbunden, einen Gottesdienst oder eine Veranstaltung zu besuchen: Die Wegstrecken, der Zeitaufwand, Fahrgelegenheit, Kinderhütedienst u.v.m. müssen bedacht und organisiert werden. Vielleicht entsteht aber gerade dadurch auch ein neues Bewusstsein: Wir empfinden das Gemeinsame intensiver. Wir freuen uns darauf, Menschen zu treffen, die auch auf der Suche sind. Wir nehmen den Aufwand in Kauf, weil wir wissen, dass eine Diasporagemeinde nur bestehen kann, wenn die Mitglieder sich für sie einsetzen.

Die Diasporasituation bringt aber auch besondere Chancen mit sich. Sie fordert dazu heraus, die eigene kulturelle und religiöse Identität zu pflegen und mit aktiver Offenheit auf die Mehrheit zuzugehen. In der ökumenischen Stiftung "Tür auf - mo vinavon", die 1991 von unserer Gemeinde gegründet wurde, suchen wir den konstruktiven und sachbezogenen Dialog mit den katholischen Gemeinden, um das gegenseitige Verstehen zu fördern. Die Zusammenarbeit mit ihnen soll alte Grenzen zwischen den Konfessionen durchlässiger machen und das Verbindende stärken, ohne das Trennende zu verwischen. Vor allem konfessionsverbindende Familien - aber nicht nur sie - sind auf ein besseres Verständnis von beiden Seiten angewiesen. Einen Schwerpunkt der ökumenischen Zusammenarbeit bildet die Kinder- und Jugendarbeit. Bildungs- und Begegnungsangebote wollen dazu beitragen, das kulturelle Leben in der Cadi zu bereichern.

Zu einer Diasporagemeinde zu gehören, muss also keinesfalls ein Nachteil sein. Es liegt darin die grosse Chance für ein echtes christliches Verständnis und Zusammenleben von Menschen verschiedener Glaubensauffassungen.

Wir möchten Sie einladen, unsere Diasporagemeinde mit zu tragen und mit zu gestalten. Zu unserer Gemeinde zählen die politischen Gemeinden Tujetsch, Disentis/Mustér, Medel, Sumvitg, Trun, Schlans und Brigels.